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ATS Buntentor - SV Werder
3:2
Fr, 22.10.21 19:30 Uhr
ID: 20211043
Saisonkennung: 2020
Spieler
1
Peter Osterloh
2
Mathias König
3
Dennis Krüger
4
Michael Hübscher
5
Stephan Kötter
6
Johannes Quatmann
7
Raphael Buchholz
8
Marc Sohns
9
Serkan Erdogan
10
Heiko Pfeng
Tore
0:1
Buchholz
0:2
Quatmann
1:2
Gegner
2:2
Gegner
3:2
Gegner
Elfer
Gelbe Karten
Gelb/Rote Karten
Rote Karten
Spielbericht
Nach acht Bier und vier Cuba Libre 
auf den Fußballplatz


Seit über 30 Jahren kämpfe ich auf 
Berlins Fußballplätzen. Sonntags früh 
ist der größte Gegner oft der 
durchzechte Abend zuvor. Doch ich 
habe Ãœberlebensstrategien entwickelt. 
Ganz entscheidend ist die 20-100-
Formel.

Ich taumelte, fiel und ließ mir den 
vergangenen Abend, der vier Stunden 
vor dem Anstoß geendet hatte, in der 
zweiten Spielminute noch einmal durch 
den Kopf gehen. Es war ein unwürdiges 
Schauspiel, das sich da auf dem 
Anstoßpunkt abspielte. Ich übergab 
mich mitten auf den Platz. Dass wir 
auf einem Kunstrasen spielten, machte 
die Sache für alle Beteiligten nicht 
gerade besser. Unwürdig, aber 
erwartbar – wer mit geschätzten 1,78 
Promille Restalkohol ins Spiel geht, 
muss einfach mit dem Schlimmsten 
rechnen. Amateurfußball ist nicht nur 
immer ein Kampf gegen den Ball und 
Gegner, sondern manchmal auch gegen 
den Alkohol, den Kater und die 
Vernunft.

Das Freitagstraining vor dem besagten 
Spiel endete wie immer mit einer 
kurzen Ansprache des Trainers. Wer 
darf mitkommen, wer hat es nicht in 
den Kader geschafft, denkt bitte an 
beide paar Schuhe (Kunstrasen und 
18er-Alu), wer hat den Medizinkoffer 
– die Inhalte blieben über Jahrzehnte 
unverändert und werden auch noch in 
100 Jahren dieselben sein.

"Spätestens nach dem Sportstudio 
geht’s ins Bett. Versprochen, 
Trainer!“ Und dann kam doch wieder 
alles anders

Ich wusste schon vorher, dass es eine 
ganz schlechte Idee war. Doch es gab 
kein Zurück mehr. Ich stand im 
Mittelkreis und konnte nicht mehr 
entkommen – der Abschlag des Torwarts 
kam genau auf mich zu. Der Ball 
senkte sich wie ein Stein und nahm 
direkt Kurs auf meinen schmerzenden 
Kopf. Zur Seite springen wäre nur 
beim Völkerball in der 8a akzeptabel 
gewesen. Nicht aber jetzt und hier. 
Also stellte oder besser gesagt 
wankte ich mich der Aufgabe und 
köpfte den Ball zurück in die Hälfte 
des Gegners. Der Einschlag an meiner 
Stirn war gigantisch, es schepperte 
so richtig zwischen den Ohren.

Ich taumelte, fiel und ließ mir den 
vergangenen Abend, der vier Stunden 
vor dem Anstoß geendet hatte, in der 
zweiten Spielminute noch einmal durch 
den Kopf gehen. Es war ein unwürdiges 
Schauspiel, das sich da auf dem 
Anstoßpunkt abspielte. Ich übergab 
mich mitten auf den Platz. Dass wir 
auf einem Kunstrasen spielten, machte 
die Sache für alle Beteiligten nicht 
gerade besser. Unwürdig, aber 
erwartbar – wer mit geschätzten 1,78 
Promille Restalkohol ins Spiel geht, 
muss einfach mit dem Schlimmsten 
rechnen. Amateurfußball ist nicht nur 
immer ein Kampf gegen den Ball und 
Gegner, sondern manchmal auch gegen 
den Alkohol, den Kater und die 
Vernunft.

Das Freitagstraining vor dem besagten 
Spiel endete wie immer mit einer 
kurzen Ansprache des Trainers. Wer 
darf mitkommen, wer hat es nicht in 
den Kader geschafft, denkt bitte an 
beide paar Schuhe (Kunstrasen und 
18er-Alu), wer hat den Medizinkoffer 
– die Inhalte blieben über Jahrzehnte 
unverändert und werden auch noch in 
100 Jahren dieselben sein.

Auch nach den beiden letzten Sätzen 
kann man stets die Uhr stellen: 
„Jungs, Sonntag ist wirklich ein 
wichtiges Spiel. Macht also bitte 
ruhig am Wochenende!“ Er bekam wie 
immer das zu hören, was er wollte: 
„Klar Trainer. Was denn sonst? Alles 
für den Aufstieg. Spätestens nach dem 
Sportstudio geht’s ins Bett, 
versprochen.“

Blickkontakt mit dem Trainer 
unbedingt vermeiden
Keine 36 Stunden später schaut der 
arme Ãœbungsleiter in der Kabine dann 
zumeist in die toten Augen von 
London. Während die einen noch am 
Waschbecken verzweifelt versuchen, 
den Stempel aus der Disko 
wegzurubbeln, kämpfen andere mit der 
Gesamtsituation. Dass es zumeist nur 
eine Toilette gibt, stellte die 
Hierarchie im Team fast jeden 
Sonntagmorgen auf eine harte Probe.

Gewonnen hat, wer den Platz hinten in 
der Ecke am Fenster möglichst weit 
weg vom Trainer hatte. Immerhin 
liegen dann vier Meter zwischen der 
eigenen Fahne und der Gefahr, wegen 
acht Bier und vier Cuba Libre nur auf 
der Bank zu sitzen. Ganz gleich wie 
verkatert ich bin – wenn ich mich 
schon sonntags um neun aus dem Bett 
gequält habe, dann will ich auch 
spielen. Zumal Bewegung wirklich 
hilft.

Bei der Begrüßung eine Stunde vor dem 
Anstoß ist es daher wichtig, die 
freie Hand vor den Mund zu halten und 
kurz vor dem „Guten Morgen“ den Kopf 
zur Seite zu drehen. Ich hoffe dann 
immer, dass der Trainer denkt, ich 
sei schon auf das Spiel fokussiert 
und voll im Tunnel. Neben möglichst 
unauffälligem Verhaltens gilt meine 
zweite Sorge und die einiger 
Mitspieler dann der Brandbekämpfung - 
die Halbzeitgetränke sind oft schon 
vor dem Aufwärmen geleert.Bei der 
Begrüßung eine Stunde vor dem Anstoß 
ist es daher wichtig, die freie Hand 
vor den Mund zu halten und kurz vor 
dem „Guten Morgen“ den Kopf zur Seite 
zu drehen. Ich hoffe dann immer, dass 
der Trainer denkt, ich sei schon auf 
das Spiel fokussiert und voll im 
Tunnel. Neben möglichst unauffälligem 
Verhaltens gilt meine zweite Sorge 
und die einiger Mitspieler dann der 
Brandbekämpfung - die 
Halbzeitgetränke sind oft schon vor 
dem Aufwärmen geleert.
Wer sich aber eine Dreiviertelstunde 
vor dem Anpfiff in der Kabine an 
einer sonntäglichen Aufback-Brezel 
aus dem Backshop im U-Bahnhof 
abarbeitet, ist aber überführt – er 
war so spät wie möglich aufgestanden, 
hatte keine Zeit mehr zu frühstücken 
und war eigentlich noch ein paar 
Stunden davon entfernt, feste Nahrung 
zu sich zu nehmen. War der Trainer 
außer Sicht- und Hörweite, haben wir 
Heldengeschichten vom Vorabend 
ausgetauscht. Sie begannen eigentlich 
alle mit dem Satz „eigentlich wollte 
ich um elf gehen, aber dann...“.

Im Vergleich zu mir an diesen Tagen, 
war der lustlose Ailton ein Quell der 
Motivation, wenn er sich auf seine 
Einwechslung vorbereitete. Die 
meisten Dehnübungen verlege ich dann 
in die Horizontale. Ich lege die 
Fußsohlen aneinander und tue so, als 
würde ich mit den Ellenbogen die Knie 
nach außen drücken. Wichtig ist 
dabei, ein angestrengtes Gesicht zu 
machen. Wie auch beim obligatorischen 
Steigerungslauf über den gesamten 
Platz kurz vor dem Gang in die 
Kabine: Mit den Füßen 20, mit dem 
Gesicht 100 Prozent geben – eine ganz 
einfache Ãœberlebensformel.Wer sich 
aber eine Dreiviertelstunde vor dem 
Anpfiff in der Kabine an einer 
sonntäglichen Aufback-Brezel aus dem 
Backshop im U-Bahnhof abarbeitet, ist 
aber überführt – er war so spät wie 
möglich aufgestanden, hatte keine 
Zeit mehr zu frühstücken und war 
eigentlich noch ein paar Stunden 
davon entfernt, feste Nahrung zu sich 
zu nehmen. War der Trainer außer 
Sicht- und Hörweite, haben wir 
Heldengeschichten vom Vorabend 
ausgetauscht. Sie begannen eigentlich 
alle mit dem Satz „eigentlich wollte 
ich um elf gehen, aber dann...“.

Im Vergleich zu mir an diesen Tagen, 
war der lustlose Ailton ein Quell der 
Motivation, wenn er sich auf seine 
Einwechslung vorbereitete. Die 
meisten Dehnübungen verlege ich dann 
in die Horizontale. Ich lege die 
Fußsohlen aneinander und tue so, als 
würde ich mit den Ellenbogen die Knie 
nach außen drücken. Wichtig ist 
dabei, ein angestrengtes Gesicht zu 
machen. Wie auch beim obligatorischen 
Steigerungslauf über den gesamten 
Platz kurz vor dem Gang in die 
Kabine: Mit den Füßen 20, mit dem 
Gesicht 100 Prozent geben – eine ganz 
einfache Ãœberlebensformel.

Der kalte Schweiß läuft ja eh von 
ganz alleine, auch beim liegenden 
Dehnen. Wenigstens ist mir nie dabei 
das unterlaufen, was unserem Stürmer 
vor zwei Jahren passiert ist. Er 
hatte zwar schon angekündigt, dass er 
am Abend vor dem Spiel bei einem 
Junggesellenabschied vielleicht mehr 
als eine Weinschorle trinken würde. 
Aber dass er während der Dehnübungen 
im Strafraum einschlief, ist bisher 
unerreicht. Nicht einmal der 
Mitspieler, der wegen der acht 
Weizen, die ihm auf den Magen 
drückten und den Weg allen Irdischen 
gehen wollten, eine Zerrung 
vortäuschte und sich in der 30. 
Minute auswechseln ließ, kommt an den 
Strafraum-Schläfer heran.Der kalte 
Schweiß läuft ja eh von ganz alleine, 
auch beim liegenden Dehnen. 
Wenigstens ist mir nie dabei das 
unterlaufen, was unserem Stürmer vor 
zwei Jahren passiert ist. Er hatte 
zwar schon angekündigt, dass er am 
Abend vor dem Spiel bei einem 
Junggesellenabschied vielleicht mehr 
als eine Weinschorle trinken würde. 
Aber dass er während der Dehnübungen 
im Strafraum einschlief, ist bisher 
unerreicht. Nicht einmal der 
Mitspieler, der wegen der acht 
Weizen, die ihm auf den Magen 
drückten und den Weg allen Irdischen 
gehen wollten, eine Zerrung 
vortäuschte und sich in der 30. 
Minute auswechseln ließ, kommt an den 
Strafraum-Schläfer heran.

Im Spiel ist es dann schwierig, mit 
der 20:100-Formel zu überleben. Auch 
wenn meine Gegenspieler oft 
verräterische Stempel am Handgelenk 
haben. So stark Herz und Kopf nach 
dem ersten längeren Sprint auch 
pochen, so schnell verschwindet der 
Kater aber auch. Wenn der Vorabend 
nicht komplett eskaliert ist, 
bewirkten die Bewegung an der 
frischen Luft, drei Liter Wasser vor 
dem Anpfiff und die salzige Brezel 
aus dem Backshop oft Wunder.

Ab der 20. Minute erlebten viele 
Spieler ein Wunder der Frische. Auf 
einmal geht es. Ãœbrigens auch im 
denkwürdigen Spiel, in dem ich mich 
im Mittelkreis verewigt habe. Trotz 
des 2:0 und einer Auswechslung erst 
zehn Minuten vor dem Abpfiff habe ich 
aber jegliches Siegerbierchen nach 
dem Spiel abgelehnt.

Von Stephan Flohr
Welt